Freitag, 1. September 2017

Der Tilly und seine neue Erleuchtung


Der Tilly hat hier ein Meisterwerk des Schneeflocken-Journalismus abgeliefert. Eigentlich wollte ich eine kritische Bemerkung zu dem Artikel abgeben, stellte dann jedoch fest, dass es bei einem Zitat nicht bleibt, sondern fast der gesamte Text kritisiert werden muss.

In dem Artikel, ist leider oder zum Glück etwas an mir vorbeigezogen (Mai 2017), ging es um seine Erleuchtung, in der er zum Feminist geworden ist, denn endlich hat er verstanden, was alle anderen nicht-feministischen Männer nicht verstanden haben.


"...dass 50 Prozent der Weltbevölkerung systematisch kleingehalten wird."
Ja, die Weltbevölkerung verhält sich ungefähr zu 50:50. Aber woher die Behauptung, dass alle Frauen systematisch kleingehalten werden? Bitte um Erklärung. Quellen maybe?

"Damit, dass wir Frauen grundsätzlich mit anderen Augen sehen als Männer, das Äußere zählt bei ihnen immer etwas mehr als das Innere."
Hier eine kleine Recherche-Nachhilfe... eigentlich hätte ich davon ausgehen können, dass Tilly das selbst hätte recherchieren können. Ok, Fehlanzeige.
"Wir Feministen" sehen die Frauen mit anderen Augen als "Männer"? Überheblich maybe? Pauschalisierend maybe? Und somit auch noch falsch maybe?

"Damit, dass wir sie im Alltag verharmlosen, unterschätzen, ihnen öfter ins Wort fallen als den Männern, mit denen wir uns unterhalten."
Wieder nur pauschalisierend. Und haltlos.

"...und dennoch niedriger bezahlt werden..."
Tilly, glaub nicht alles, was du auf feministischen Seiten liest. Aber auch hier wieder eine kleine Nachhilfe.

"Dieses Gedankengut gipfelt mitunter in sexueller Nötigung, Ausbeutung und Gewalt"
Dem Satz vorausgegangen sind niedrige Bezahlung etc.
Wie schafft es der Autor also, zwischen niedriger Bezahlung und sexueller Gewalt eine Verbindung herzustellen? Ist das ernst gemeint?

"Weil ich ein wirklich großes Verständnis für Männer habe, die noch nicht verstanden haben, wie relevant der Feminismus ist"
Das ist sehr lieb. Aber mit dieser überheblichen Einstellung, sich aufgrund dieser neugewonnenen "Erkenntnis" über andere Männer zu stellen und dann fast schon in einem verhähnenden Ton... Alter Schwede! Könnte man 1:1 mit veganen Argumenten austauschen.

"...die öffentlich #KillAllMen propagieren – auch wenn das das Gegenteil ist, für das sich Feministinnen heute einsetzen."
Sie setzen sich für Männer ein? Wo konkret? Und wie genau? Da bin ich ja mal gespannt...

"Diese wenigen Männer haben das Patriarchat über Jahrhunderte kultiviert, es gängig und zur Norm gemacht, in der wir alle aufwachsen..."
Wo genau macht er ein Patriarchat fest? Wie sieht das ganz konkret aus?

"Männer müssen immer die Starken sein, die, die nicht auch mal wanken dürfen."
Ich musste nie immer der Starke sein. ich habe geweint, weine auch heutzutage. Alles selbstverständlich. Vielleicht hatte er einfach einen beschissenen Bekannten- und Freundeskreis?

"Einem Mann kann man damit besonders weh tun, weil man ihm seine Männlichkeit dadurch abspricht..."
Das spricht dann eher für seine Hypersensibilität.

"...da musste ich mich in meiner Jugend immer als Eroberer geben, so wurde das erwartet."
Hat das dein beschissener Bekannten- und Freundeskreis von ihm erwartet?

"Stellen wir uns diese patriarchalen Denkgefüge in unseren Köpfen mal wie eine mittelalterliche Burg mit meterdicken Steinmauern vor."
Wie gesagt, ich zweifle sehr stark daran, dass er das überhaupt konkret erklären und benennen kann.

"Das Patriarchat in seiner heutigen Form basiert auf Eroberung, Macht und Erniedrigung."
Nochmal: ist das sein fucking ernst? Wer denkt sich so ein apokalyptisches Szenario aus? Ist er high?

"Abschließend kommen hier ein paar simple Handlungstipps von mir und den Feministinnen in unserer Redaktion für Männer, die den Feminismus unterstützen wollen."
Jetzt gibt er auch noch Tipps. Erst frisch zum Feminismus konvertiert und schon auf Missionierung.
Well done!

"Werdet sensibler für das Thema Sexismus und Feminismus, hinterfragt eure Denk- und Verhaltensweisen."
Du solltest eine Menge mehr hinterfragen als das.

"Und wenn Frauen künftig sagen, etwas sei sexistisch, glaubt ihnen."




Eben nicht. Nur weil einige Schneeflöckchen behaupten, etwas sei sexistisch, muss das nicht der Wahrheit entsprechen. Hat hier jemand das ultimative Wahrheitsmonopol gepachtet? 

"Ich bin weiß, männlich und in einem der reichsten Ländern des Westens aufgewachsen. Ich genieße damit ein riesiges Privileg, das unfassbar viele Menschen so nicht haben. Ich habe nie mit systematischer Ausgrenzung zu kämpfen gehabt. Ich habe nie die Ohnmacht gespürt..."

"Schreiben wir bei ze.tt über diese Missstände oder überhaupt über Feminismus, wird das als Genderwahnsinn betitelt, meine Kolleginnen werden mit Hass zugekotzt, als Feminazis beschimpft. Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: Frauen sprechen an, dass Frauen in der Gesellschaft degradiert werden und werden dafür degradiert."

"Viele Männer fühlen sich tatsächlich dadurch angegriffen, dass Frauen Ungerechtigkeiten nicht länger akzeptieren wollen." - "Ich weiß, dass ich als Mann der größte Profiteur dieses patriarchalen Systems bin..."

"Es weckte ein Feuer in mir: Der Feminismus ist für mich keine Idee, er ist für mich auch keine Bewegung. Der Feminismus ist für mich eine Geisteshaltung."

"40 Prozent der Frauen in Deutschland haben seit ihrem 16. Lebensjahr körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt."
Die körperlichen Gewalthandlungen, die in dieser Studie abgefragt wurden, umfassen
ein breites Spektrum an Gewalthandlungen, von leichten Ohrfeigen und wütendem
Wegschubsen über Werfen oder Schlagen mit Gegenständen bis hin zu Verprügeln, Würgen
und Waffengewalt.
Ein Blick in die letzte Polizeistudie aus dem Jahre 2016 sagt nämlich, dass im selben breiten Spektrum an Gewalterfahrungen eine viel höhere Zahl an männlichen Opfern. Wer sind die Täter? Sind das auch Frauen? Freundinnen? Der Freund? Ein Lehrer? Die Studie sagt nichts aus. Sie stellt lediglich eine sehr verzerrende Zahl in den Raum. 40%. 40% der befragten Teilnehmer. Eine Umfrage. Wer muss hier die Wahrheit sagen? Nicht, dass ich den Teilnehmern anderes unterstellen möchte. Ich zweifle jedoch gerne und das offenbar zu Recht.

Hier ein Auszug aus der letzten Polizeistudie 2016:


Auf diese Zahlen (plus Dunkelziffer, wohlgemerkt) kann ich mich viel eher verlassen und die zeichnen mir ein ganz anderes Bild.
Hier auch ein interessanter Link zu männlichen Opfern von Gewalt. Das soll in keinster Weise etwas relativieren. Aber genau das zeigt ja deutlich, dass sich der Feminismus offensichtlich Frauen als DAS einzige Opfer in der Unterdrückungshierarchie setzt und sich nicht um männliche Belange kümmert und stattdessen mit einer alten, verzerrenden Studie bzw. Umfrage von 2004 hetzt.



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