Dienstag, 6. September 2016

Talisa, Christina und das Body Shaming





Originalvideo




Body shaming is defined as inappropriate negative statements and attitutes toward another person's weight or size. It can also reach into the discrimination against individuals who may be overweight. (Quelle: www.bodyshaming.org)

bzw. 

„Lookism ist die Annahme, dass das Aussehen ein Indikator für den Wert einer Person ist. Sie bezieht sich auf die gesellschaftliche Konstruktion einer Schönheits- oder Attraktivitätsnorm und die Unterdrückung durch Stereotypen und Verallgemeinerungen über Menschen, die diesen Normen entsprechen und über diejenigen, die ihnen nicht entsprechen.“ 
(Quelle: Wikipedia)




"H&M-Plakaten zeigt immer nur einen bestimmten Typen, die vorgegebenen Maßen entsprechen..."
In diesem Video, wie auch in den Katalogen, zeigt H&M unterschiedliche Menschen und auch empfinde ich die Darsteller nicht als sonderlich über-modelig, sondern eigentlich eher normal, vielleicht trifft es "urban, hip" ganz gut. Aber nicht wie das Standard-Model, wenn man das so überhaupt sagen kann. 




"...perfekte Instagram-Bodies"
Instagram ist in erster Linie ein Fotoalbum. Eine Selbstdarstellungsplattform. Es gibt die einen, die ihr Privatleben darstellen - das, was so täglich passiert. Und dann gibt es die, die das, was sie da posten, inszenieren, eine inszenierte Realität. Wer das nicht auseinanderhalten kann, möchte das meines Erachtens vielleicht auch nicht oder kann das nicht.  

"Ich trau mich nicht mehr zu zeigen, weil ich nicht ausseh, wie ein Instagram-Model... ...und denken, jeder muss so aussehen - dann haben wir wirklich ein Problem!" 
Richtig, das ist ein Problem. Aber das haben dann nicht "wir", sondern das ist das Problem des einzelnen. 

"Es ist tatsächlich bewiesen, dass wenn man eine Zeitschrift aufschlägt und man sieht irgendwie 10 Sekunden nur diese Models, dann fühlt man sich automatisch schlecht. Also ich weiss jetzt nicht, wo ich das gelesen hab, in der 'Psychologie Heute' oder so... ich kanns jetzt nicht mehr 100% belegen, aber es ist einfach eine Tatsache..." 
Leider hat Christina es versäumt, hierzu auch eine Quelle für ihre Behauptung mitzuliefern. Ich konnte auch leider kein auch nur ähnliches Ergebnis ergooglen. Insofern bleibt es bei einer Behauptung, nicht bei einer Tatsache. 

"Frauen wird vorgegeben, wie man auszusehen hat, welchen Körper man zu haben hat, was man anzuziehen hat, um geliebt zu werden..."  
Von wem wird das vorgegeben? Gibt es dazu Artikel, Grafiken, Statistiken oder Zitate? Siehe unten "Pistole". 

"Auf der einen Seite findet man Diäten und auf der nächsten Seite dann "Liebe dich selbst"-Artikel, das ist eine Doppelmoral..." 
Das ist keine Doppelmoral. Es gibt unterschiedliche Interessen unter Lesern/Leserinnen. Nicht alle interessieren sich für Diäten und nicht alle "Liebe dich selbst"-Artikel gleich. In keiner Zeile steht dort: "Du MUSST dich verändern!"  

"Weil die Leute Kohle damit scheffeln..." 
Selbstverständlich wird Kohle gescheffelt. Jedes Magazin eines Verlages wie Burda oder Condé Nast handelt wirtschaftlich, hier sollen Magazine verkauft werden. Und ja, Magazine bewerben Produkte, um das Magazin zu finanzieren, ebenso aber auch, um Umsatz zu generieren - ist aber Grundlage und somit nichts neues. Den Verlagen jedoch zu unterstellen, sie würden die Lesern/Leserinnen gezielt so verunsichern, um entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um extrem viel "Kohle zu scheffeln", ist auch hier erstmal nur Behauptung. Gibt es dafür Belege? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies nicht der Fall ist, ich habe als Grafiker in einem Verlag gearbeitet. 

"...ich möchte nicht sagen: 'Ich hatte halt Follower... statt ne Message!'." 
Manche Instagram-User posten gezielt, um Follower zu erreichen. Das ist deren Ziel und völlig legitim. Mir persönlich ist eine Follower-Zahl egal, ich wünsche mir lieber Follower, die die selbe Leidenschaft teilen oder sich schlicht von den Fotos unterhalten lassen.  

"Schönheit ist vergänglich."
Richtig. Aber das hindert manche eben nicht, genau diese Zeit, in der sich die Schönheit noch in ihrer Blütezeit befindet, auszukosten. Jeder betreibt dies auf eigene Weise. Finde ich auch völlig legitim. Für die Konsequenzen ist schließlich jeder selbst verantwortlich. 

"Altern wird komplett tabuisiert." 
Wird es überhaupt nicht. Ich fand ziemlich schnell diesen lesenswerten, kurzen, Artikel, welcher zeigt, dass dies vielleicht nicht so rege thematisiert wird, jedoch nicht tabuisiert wird. Mich würde aber der Altersdurchschnitt eurer Zuschauer interessieren, den kann man leider nicht herauslesen. Dies hätte man gut einfügen können, um diese Aussage zu stützen. Ich stelle mir vor, dass eure Zuschauer noch so jung sind, dass das Thema Alter noch eher in den hinteren Rängen steht ("Demografie" unter Analytics-Funktion). Bei Zuschauern über 25 ist es schon eher nachzuvollziehen, dass vor allem Frauen, Bedenken vor der großen 30 haben. Ebenso kenne ich aber auch Frauen, die das überhaupt nicht tangiert. 

"...glaubt einfach an euch." 
Gerade Menschen, die Probleme mit ihrem Selbstwertgefühl haben, werden größere Schwierigkeiten haben, "einfach an sich zu glauben" und wie unten erwähnt wird, herrschen unter viele Jugendlichen in der Pubertät und jungen Heranwachsenden solche Selbstwertstörungen. Ich befand mich in einer Beziehung mit einer Frau, die unter Essstörungen litt (/leidet). Hier habe ich diese Störungen aus erster Hand erlebt. 

"...wenn mehr Frauen, die was zu sagen haben, die Message vor ihr Äußeres stellen... Nicht wie die, die einfach diese Fake Message in den zentralen Punkt rücken.". 
Dürfen Instagrammer nun leben und damit posten, wie und was sie wollen oder nicht (Talisa: "Leben und leben lassen!")? Vielleicht haben diese Leute keine explizite Message, sondern einfach nur ein extrem gesteigertes Mitteilungs- und Aufmerksamkeitsbedürfnis? Mich persönlich nerven wahnsinnig viele Instagrammer, aber sollte mich das in irgendeinerweise tangieren? Nö.

"Ihr müsst euch denken: "Nein, ich fühle mich nicht schlecht, weil ich nicht aussehe wie... Ich bin ein schöner Mensch, der es wert ist geliebt zu werden." - ein sehr weit verbreiteter Trugschluss. Die Leute MÜSSEN das denken? Und ist das dann super easy? Zudem liegt Schönheit ja bekanntlich immer im Auge des Betrachters. Den Leuten zu suggerieren, alle Menschen, egal welche Figur sie hätten, wären schön ist schlichtweg nur eine subjektive Aussage. Keine faktische. Und ob ein Mensch es wert ist geliebt zu werden, entscheidet letztendlich der Liebende. 


Schönheitsideale 
Die Meinungen darüber mögen auseinandergehen, dennoch finden sich in jeder Epoche vorherrschende Schönheitsideale.

Das alte Ägypten – Das Streben nach Vollkommenheit

Das alte Griechenland – Das athletische Männerbild

Die Römer – Badehäuser als Wellness-Tempel

Das Mittelalter – Verbannung des menschlichen Körpers in die Welt des Bösen

Von der Klassik bis zum Barock – Der Körper als Gegenstand der Macht

Das 19.Jahrhundert – Pragmatismus der Körperlichkeit

Das 20.Jahrhundert – Der Beginn der modernen Schönheitsideale

In all diesen Epochen haben sich Menschen den jeweiligen Idealen dementsprechend optimiert. 


Wie die Grafik zeigt, fühlen sich Männer von ihren medialen Vorbildern weniger eingeschüchtert als Frauen dies tun. Doch auch auf Männer haben die Medien einen großen Einfluss.

Selbstwert 
"Kinder und Jugendliche in der Pubertät sind selten stark und selbstbewusst, sondern in der Regel durch viele Faktoren und Fragen, wie z.B."Wie will ich sein?" verunsichert. Somit sind sie ein leichtes Opfer für die Bilder, die in den Medien erzeugt werden und noch mehr für die (zu kaufenden) Lösungen und Strategien, die gleich mit angeboten werden. Die Kosmetik-, Mode,- Diät,- und Fitnessindustrie zielen immer stärker auf eine jugendliche Zielgruppe. In den USA gibt es schon Fitnesskurse mit 10-jährigen Anleiter/innen mit Sixpack für eine gleichaltrige Zielgruppe."
(Quelle: http://www.dick-und-duenn-berlin.de/index.php?id=138)

"Ein 'Chor von Stimmen' beeinflusst unser Identitätsgefühl, sagt der Sozialpsychologe Kenneth Gergen. Wie es scheint, ist dieser Chor für Frauen noch vielstimmiger als für Männer. Die Folge: Frausein ist heute schwieriger als Mannsein.
Wie entsteht Identität? Diese Frage ist in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgekommen und wurde vom Soziologen David Riesman beantwortet. Er geht davon aus, dass Identität in verschiedenen Zeiten ganz unterschiedlich konstituiert wird: In Zeiten traditioneller Gebundenheit in verschiedenen Institutionen verinnerlicht der Einzelne die Gesetze und Verhaltensweisen, die ihm vorgeschrieben sind. Sie werden zu ehernen Bestandteilen seiner Person.
In Zeiten, in denen sich die Rollenvorgaben auflösen, gibt es diese festen Formen nicht mehr: Allzu viel wechselt und ist den Moden..."
(Quelle: http://www.psychologie-heute.de/archiv/2003/102003/?type=27072012)

Ist es also nicht ratsamer, junge Menschen dahingehend ernsthaft im Selbstwertgefühl zu stärken? Explizit hier: die Eltern. Ich persönlich habe das Gefühl, dass Eltern zunehmend keinen oder kaum Bezug zur Jugendkultur ihrer Kinder haben. Oft bekomme ich mit, wie Eltern schulterzuckend sagen, sie würden die Dinge, für die sich ihr Kind interessiert, nicht verstehen - sei es Musik, Kleidung, soziales Verhalten oder zwischenmenschliche Beziehungen. Meines Erachtens ist dieser Bezug jedoch notwendig, um entsprechend einzuwirken, wenn man eigene Werte vermitteln möchte. 


Ursachen und Zusammenhänge  
"Kinder und Jugendliche in der Pubertät sind selten stark und selbstbewusst, sondern in der Regel durch viele Faktoren und Fragen, wie z.B."Wie will ich sein?" verunsichert. Somit sind sie ein leichtes Opfer für die Bilder, die in den medien erzeugt werden und noch mehr für die (zu kaufenden) Lösungen und Strategien, die gleich mit angeboten werden. Die Kosmetik-, Mode,- Diät,- und Fitnessindustrie zielen immer stärker auf eine jugendliche Zielgruppe. In den USA gibt es schon Fitnesskurse mit 10-jährigen Anleiterinnen mit Sixpack für eine gleichaltirge Zielgruppe."
(Quelle: http://www.dick-und-duenn-berlin.de/index.php?id=138)

Ein „Chor von Stimmen“ beeinflusst unser Identitätsgefühl, sagt der Sozialpsychologe Kenneth Gergen. Wie es scheint, ist dieser Chor für Frauen noch vielstimmiger als für Männer. Die Folge: Frausein ist heute schwieriger als Mannsein.
Wie entsteht Identität? Diese Frage ist in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts aufgekommen und wurde vom Soziologen David Riesman beantwortet. Er geht davon aus, dass Identität in verschiedenen Zeiten ganz unterschiedlich konstituiert wird: In Zeiten traditioneller Gebundenheit in verschiedenen Institutionen verinnerlicht der Einzelne die Gesetze und Verhaltensweisen, die ihm vorgeschrieben sind. Sie werden zu ehernen Bestandteilen seiner Person.
In Zeiten, in denen sich die Rollenvorgaben auflösen, gibt es diese festen Formen nicht mehr: Allzu viel wechselt und ist den Moden...
(Quelle: http://www.psychologie-heute.de/archiv/2003/102003/?type=27072012)


Zusammenfassend 
Nur Fragen gestellt, aber keine Arbeiten, Theorien oder Studien präsentiert, sondern nur eigene Annahmen und Sichtweisen. 

Wenn jemand denkt, man sehe nicht so wie auf den Plakaten oder Instagram-Bildern aus, dann ist man selbst das Problem und nicht die Werbung oder die Instagram-Models. Wer sich von Idealen anderer Leute nicht distanzieren kann, sollte sich selbst mal unter die Lupe nehmen. Die Lösung ist immer man selbst. Natürlich ist es leicht, andere für das eigene Handeln oder auch Versagen verantwortlich zu machen. Keiner hält dir die Pistole an die Brust und sagt "Kauf dies! Hunger dich runter! Mach andere fertig!", das ist Eigenantrieb. Einflüsse hin oder her. Richtig, wie Christina sagte: "Aber die Frage ist halt immer: Wie gehe ich damit um?" - und das ist meines Erachtens der wichtigste Punkt in diesem Video. 

In 18 Minuten streicht sich Talisa 20mal durchs Haar. Sie sagt selbst, dass sie dies unterbewusst tut - und man könnte das selbstverständlich als Banalität abtun - aber es zeigt schon auch den Widerspruch (Talisa's zitiertes Paradoxum) in dem, was sie selbst predigt. 

Es wurden vielmehr nur Fragen gestellt, keine Antworten gegeben. Man hätte idealerweise wissenschaftliche Arbeiten oder Studien präsentieren können, stattdessen wurden nur eigene Annahmen und Sichtweisen vorgetragen. Beide sagen von sich, verstanden zu haben, wie die Gesellschaft funktioniert (wobei ich das als gewagt finde), dann ist es bedauerlich, dass man dies nicht umsetzt. 

Nun, da ihr ja zwei Videos geplant hattet, hoffe ich für die Zuschauer, dass dieses dann besser vorbereitet wird. 
Lobenswert, dass ihr euch der Sache annimmt, vor allem, wenn man sehr viele Beauty-Videos dreht, jedoch sollte dann auch der Anspruch herrschen, sich dem Thema angemessen anzunehmen. Der Kern der Sache ist meines Erachtens nicht so komplex, als dass man das Thema nicht verständlich ausarbeiten kann. "Ich hoffe, wir haben hiermit soweit die wichtigsten Fragen abgedeckt."? Um welche Fragen hätte es sich denn konkret gehandelt? 



"Und was lernen wir daraus? Die Vorstellung von idealer Schönheit wird es wohl immer geben und sicher wird sie sich im Laufe der Zeit auch immer wieder verändern. Grundsätzlich ist es auch in Ordnung, diesen Idealen bis zu einem gewissen Punkt nachzueifern. Der Einzelne sollte dabei jedoch immer bedenken, dass es sich um unerreichbare Konstrukte handelt, deren Anziehungskraft auf eben diese Unerreichbarkeit zurückzuführen ist." (Quelle: www.wissen.de) 


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