Dienstag, 2. Mai 2017

Jasmin Schreiber hat keine Angst vor dem Feminismus (Edition F)


Zwar hatte ich den Artikel damals schon kommentiert, jedoch war mir grade danach, dazu auch mal was für diejenigen zu schreiben, die den Artikel auch noch gut gefunden hätten... Edition F-mäßiger Artikel eben. Raushauen, egal ob gut recherchiert oder nicht. 


Das Prinzip des Feminismus ist eigentlich ganz einfach: Alle Menschen, ob Männer oder Frauen, sollen genau die gleichen Rechte haben.
Später soll diese Aussage um eine unbestimmte Zahl an Geschlechtern erweitert werden... 

Worum es im Feminismus nicht geht: Frauen sollen mehr Privilegien als Männer haben 
Nun ja, das ist so eine Sache mit dem „sollen“ und „tatsächlich“ haben.

Ganz am Anfang will ich direkt ein paar Sachen klarstellen: Feministinnen sind keine männerhassenden, sexuell frustrierten und wütenden Kampfweiber. 
Was ist mit Feministen? Gibt es nur weibliche? Über den Rest kann man sich definitiv streiten. 
Und Feministen sind keine Weicheier, die mit ihrer Freundin synchron menstruieren
Aber um Menstruation geht es ja doch sehr oft. Meist sinnbefreit natürlich. 
Sinnbefreit deshalb, da es mir lediglich ein Rätsel ist, warum so viel über ein eigentlich selbstverständliches Thema gesprochen werden muss. Es ist kein Tabuthema.  

Dennoch: Kaum eine politische Bewegung wird so stigmatisiert wie der Feminismus. Und falls ihr jetzt denkt, dass nur Männer Stellung dagegen beziehen: falsch gedacht. 
Ich sehe den Feminismus nicht als politische Bewegung, sondern lediglich als "wirres" Gedankenkonstrukt, denn der heutige Feminismus hat kaum oder keine politisch ernstzunehmenden Inhalte. Ein „Nein heißt nein“ ist jedenfalls kein politischer Erfolg, wenn man diesen als solchen verbuchen mag. Vor Feminismus würde ich aber noch Rechtsradikalismus und Links als stärker stigmatisiert nennen. Erstes zu Recht. 

Widmen wir uns doch noch einmal kurz der Definition und damit der Frage, was Feminismus eigentlich bedeutet. Auf Wikipedia findet man diese Definition… 
Geil. Wikipediadefinitonen. Bitte mehr davon. Oder am besten gleich Tumblr… 


In deren Verständnis geht es dabei lediglich um Ampelmännchen, Sprache und Leute, die sich morgens beim Aufstehen überlegen: „Och eigentlich könnte ich jetzt mal mein Geschlecht ändern“. 
Wenn man behauptet, es gäbe 76 oder mehr Geschlechter, dann kann ich Birgit Kelle sehr gut verstehen. Und wenn Birgit Kelle auf den Pay Gap-Mythos verweist, dann erst recht. 

So weit, so absurd. Wenn man jedoch das eigentliche Wesen des Feminismus betrachtet – also einfach gleiche Chancen und Möglichkeiten für alle(!) Geschlechter – da frage ich mich schon, wie man dagegen sein kann. 
Schön verdreht und zurechtgebogen. Es geht gar nicht darum, gegen Gleichstellung/-berechtigung zu sein. Man ist nicht automatisch gegen Gleichberechtigung, wenn man gegen den heutigen Feminismus ist. 

Es gibt sogar richtige groß aufgeblasene Aktionen, wie zum Beispiel "Women Against Feminism". Ja, so habe ich auch geguckt. 
Nun ja, das sind deren persönliche Erfahrungen und Ansichten. Das dann „aufgeblasen“ zu nennen, wäre ganz schön anmaßend. 

Puh, Lady. Nichts verstanden. 
Natürlich. Nur die Autorin hat verstanden. Hat den Feminismus, dessen Definition und deren Inhalte für sich gepachtet. Nichts neues. 

Feministinnen haben ebenfalls eigene Meinungen. 
Meinungen gebildet - worauf? 

Und: Feministinnen fühlen sich nicht als Opfer. 
Also ich lese sehr oft, Feministinnen fühlten sich als Opfer des Sexismus, des Patriarchats (lol), sind Catcall-Opfer, der Misogynie und Erwartungshaltungen der Gesellschaft (Ideale). 

Wir möchten keine Männer abwerten…
Ouuuh, na wenn das auch Ihre Geschlechtsgenossinnen der Edition F so sehen würden. Oder Suzie Grime oder die Kolleginnen der Edition F. Oder zahlreiche Instagrammer(innen). 

Dass in gewissen Sachen einfach nicht mehr zwischen Mann und Frau unterschieden wird. 
Das wird ewig Bestandteil unserer menschlichen Kultur sein. Feminist(inn)en klagen das ja immer gerne an, liefern aber keine konkreten Lösungsvorschläge, wie sie das denn beseitigen wollen. 

Das geht im Job in Punkto Bezahlung und Verantwortung los…
Falsch

…gesellschaftliche Leben (Stichwort: Übersexualisierung der Frau, Sexismus und Co.).
Genau. Nur die Frauen. Und nur die Frauen. Niemand sonst. 

Feminismus bedeutet nicht, …Kaffeebecher mit "Male Tears" zu sammeln und sich komplett mit Körperbehaarung zuwuchern zu lassen. 
Male Tears und Behaarung finden aber dennoch im Namen des Feminismus sehr zahlreich statt. 
Übrigens: definition of male tears ;) 

Und auch ich kriege die Krise, wenn ich Alice Schwarzer sehe – eben weil ich sie tatsächlich im Verdacht habe, eine männerfeindliche Einstellungen zu haben. 
Während sie früher irre wichtig für die Frauenbewegung war, schadet sie ihr mittlerweile eher durch ihre veralteten und abwertenden Ansichten.
Klar, erst ebnet sie die den Weg für Frauen und wenn das dann erreicht ist, dann wird es links liegengelassen. 

Es gibt viele Menschen die der Meinung sind, dass wir keinen Feminismus mehr brauchen. 
Völlig legitim, oder? 

Dass die Frauen schon gleichgestellt sind. 
Richtig. 

Die Patriarchie gilt als abgeschafft… 
Vorsicht, mansplainende Triggerwarnung: 
Pa·t·ri·ar·cha̱t
Substantiv [das

Wieso gibt es immer noch die berühmt berüchtigte Gehaltslücke (Gender Pay Gap)?
Gibt es nicht. Siehe oben... 

Und wieso wird erwartet, dass die Frau nach der Geburt zu Hause bleibt? 
Wer erwartet das? Wieviele sind das? Woher stammt diese Information? Wie kann man so eine pauschalisierende und nicht haltbare Aussage dazu treffen? 

Dass sie nach der Heirat den Namen des Mannes annimmt?
Nochmal: wer erwartet das konkret? Und wieviele? Und woher weiß man das? 

Dass die Frau nach einer Trennung ganz selbstverständlich die Kinder nimmt, und wenn diese aus Gründen, die uns mal gar nichts angehen, beim Vater bleiben, die Frau als Rabenmutter oder kalt und herzlos gilt? 
Siehe beide Aussagen zuvor… 

Wieso ist das Sexualstrafrecht so lasch?
Gegenfrage: was daran ist zu lasch? Was konkret würde das Sexualstrafrecht verbessern? 

Wieso gab es damals Abgeordnete der Bundesregierung, die gegen die Gesetzesänderung stimmten, Vergewaltigung in der Ehe strafbar zu machen?
Wann damals? Eine genaue Zeitangabe wäre hier hilfreich gewesen. Nehmen wir aber einmal das Jahr 1997 her, da dies der letzte belegbare Zeitpunkt ist, an dem gegen einen solchen Paragraphen gestimmt wurde. Die Autorin hat leider, wie in den Punkten zuvor und danach versäumt, eine angemessene Recherche durchzuführen. Gerne möchte ich zu einer Klärung der Frage helfen. 
Die Protokolle der entsprechenden Sitzung sagt folgendes: 





Terre Des Femme haben das Verfahren letztendlich in die Wege geleitet. Keine Netz-/Hetzfeministinnen. 
Warum haben die Leute so abgestimmt? Haben sie gegen ein Gesetz gestimmt, weil sie die Formulierung für problematisch hielten? Weil es ihnen nicht weit genug ging? Haben sie für ein Gesetz gestimmt, weil sie einen Kuhhandel eingegangen sind? Und im selben Jahr wurde dieser Paragraph dann doch ins Gesetzbuch gefasst, dies war auch abzusehen und ja, notwendig. Auch interessant ist, das der ein oder andere Politiker von damals noch heute in der Politik sitzt. Gerngeschehen, 

Wieso werden Frauen beschuldigt, an Vergewaltigungen Mitschuld zu haben (zu sexy Kleidung, nachts allein nach Hause laufen, es sich vor dem Sex anders überlegen, obwohl man den Typen schon heiß gemacht hat)?
Wer sagt das? Die Gesellschaft? Wenn ja, wieviele? Die ermittelnde Staatsanwaltschaft? Die Polizei? Richter/in? Wohl kaum. Ich könnte mir das vor allem beim Täter vorstellen. Hier ist aber wohl hoffentlich ersichtlich, dass dieser die Tat um jeden Preis relativieren möchte. 

Wieso gibt es noch so viel sexuelle Belästigung im Job?
Weder Frauen noch Männer haben das Recht, ihre Kolleg(inn)en sexuell zu belästigen. Da sind wir uns alle einig, hoffe ich. 

Und so viel Glück ich habe, hier als selbstbestimmte Frau in Deutschland leben und diesen Blogbeitrag schreiben zu können…
Das geht deinen Kolleginnen genauso. Was das Patriarchat so alles möglich macht… (Vorsicht, Sarkasmus!)

…gibt es Millionen Frauen auf der Welt, die das nicht können. 
Und der Beitrag der Autorin dazu sieht jetzt WIE aus? Blogeinträge in Bangladesch auf deutsch? 

Unerwünschte Mädchen werden nach der Geburt getötet, jeden Tag stehen Kinderbräute vor Altären und heiraten fremde, ältere Männer, irgendwo werden gerade tausende schreiende Mädchen festgehalten, während ihnen ihre Genitalien rituell beschnitten und damit verstümmelt werden. 
Nicht zu vergessen, alle Männlichen Babys, die gegen ihren Willen beschnitten werden. Die zu Kindersoldaten verheizt werden. Natürlich nicht der Rede wert. 

Männliche Familienmitglieder bestimmen, wie sie reden, mit wem sie reden, was sie anziehen und wohin sie gehen. Und in vielen Ländern gilt die Geburt eines Mädchens regelrecht als Schande. Man schaue nur nach China.
In der Tat. Zum ersten Mal stimme ich zu. 

Männer, Frauen und auch andere Geschlechter 
Welche anderen? Es gibt nur zwei. Hier und hier ist das näher und schnell erklärt. 

Wenn man so privilegiert lebt wie wir, vergisst man oft das Gesamtbild. … Es mag kleinlich wirken, ein Luxusproblem. 
Oh ja, das tut es.  

Wieso wird da so ein Politikum draus gemacht, statt zu sagen: Cool, dann gibt es eben auch Ampelfrauen. Wo ist das Problem dabei, wenn es dieses veraltete 
Ich habe noch NIE gehört oder gesehen, dass jemand bewusst sagt: „Das Signal ist männlich.“

Jeden Tag werden Menschen wegen ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert
Richtig. Weltweit. Aber was hat das speziell mit Feminismus zu tun und was möchte der Feminismus genau dagegen unternehmen?  

Ja, das Gendern der Sprache hat mich zu Beginn auch verwirrt. Wenn ich darüber nachdenke, sehe ich, dass es mir schwerfällt, weil es so ungewohnt ist. Einen „echten“ Grund gibt es nicht. 
War das jetzt Einsicht, dass das Unsinn ist?

Nun, Sprache ist ein Werkzeug. Schauen wir uns Hitlers politische Reden und Pamphlete an sehen wir, wie gezielt er Sprache benutzt hat, 
Ok, an diesem Punkt musste ich überspringen… zu fern von der Realität. Es besteht kein Zusammenhang zwischen der rhetorischen Qualität Adolf Hitlers und der feministischen Rhetorik. Ich hoffe, der Autorin wird klar, dass ein Adolf Hitler Lügen und Hetzreden gehalten hat. Soll das ernsthaft mit ge-genderten Sprache verglichen werden? Bitte um nähere Erklärung. 

Als die Emma nach dem German Wings-Absturz eine Frauenquote im Cockpit forderte, dachte ich auch nur: „Oh mein Gott“. 
Das dachte nach dem Abschnitt ehrlich gesagt auch.

Wir Feministinnen sind eigenständig denkende Menschen. 
Mmmh… eigenständig denkend und offenbar schlecht recherchierend. Das widerspricht sich. Wer eigenständig denkt und nicht die selben Phrasen und Floskeln verwendet, der sollte in der Lage sein, nachzuschlagen und seine Punkte entweder zu verifzieren oder falsifizieren. 

…finde ich das genau so scheiße wie Nicht-Feministen und -Feministinnen. 
Naja, wie schön, dass jeder seine Meinung haben darf, ohne, dass das gehatet wird, oder? :) 

Ganz wunderbar finde ich hier ein Zitat von Svenja Gräfen...
…danke, nein. Keiner der genannten Aktivistinnen hat bisher auch nur einen haltbaren Beitrag geleistet, den alle als Erfolg verbuchen können. 

Feminismus und Gleichberechtigung sind Themen, die uns alle angehen. 
Artikel 3, GG, Abs. 2 

Auch Männer leiden unter dem Druck der Stereotypien. Männer weinen nicht. Männer müssen im Job 150 Prozent geben und wenn ein Mann lieber zu Hause bei den Kids bleibt, statt Karriere zu machen, gilt er als Versager. Jungs spielen nicht mit Puppen. Die Liste ist endlos. 
Und wieder diese Behauptungen? Aus welcher Sicht spricht die Autorin? Als Frau für Männer etwa? Suzie Grime hätte jetzt in etwa gesagt: 
„…wenn Männer bei Frauenproblemen mitreden, obwohl sie keine Vagina haben.“
Ein lesenswerter Artikel des Doktoranten zum Thema "Toxic Masculinity". 

Dem Feminismus geht es um Freiheit für alle Geschlechter… 
Mann, Frau. 2 Geschlechter. 

1 Kommentar:

  1. Das wirkt ganz arg nach Anfänger-Fauxpas. Klassische Rhetorik von Netzfeminist*innen, die faktenresistent sind.
    Gruß, G.C.

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