Man muss ja nicht lange warten, bis wieder der nächste Knaller um die Ecke kommt... und da ist er. Leider hat die Zeit mehr und mehr an Attraktivität verloren, nachdem immer mehr dieser Schinken aus dem Hause ZETT für Unterhaltung sorgen.
Es geht um Toxic Maskulinity, das Patriarchat und natürlich die Lösung, welche die Autorin gleich mitliefert. Alles fundiert und ausnahmsweise nicht pauschalisierend formuliert.
Natürlich nicht, was habt ihr gedacht?
Aber es wird nicht lange geschwafelt, kommen wir gleich zur Sache:
"Gefühle zeigen, schüchtern sein, Ballet tanzen – all das sieht das klassische Konzept von Männlichkeit nicht vor."
Was ist denn das klassische Konzept und wieviele wenden dieses an? Das ist schon so schwammig und pauschalisierend formuliert. Das klassische Konzept gibt es heute nicht mehr.
"Noch immer werden Jungen von ihren Eltern dazu aufgefordert, ein Mann zu sein, wenn sie weinen."
Das passiert, ja. Aber es werden auch Töchter von ihren Müttern zu Modepüppchen und Taschensammlerinnen erzogen. Und nun?
"Babys werden vorsorglich in blau gekleidet, damit niemand sie für ein Mädchen halten könnte."
Halte ich für eine sehr gewagte These.
"Jungen beschimpfen einander auf dem Schulhof mit Begriffen, die ihre Männlichkeit in Frage stellen."
Dieses Verhalten ist so alt wie die Menschheit...
"Dabei führen genau diese Vorstellungen dazu, dass Männer häufiger Risiken eingehen, seltener eine Therapie machen und mitunter ihre Leidenschaften und Kleidervorlieben nicht so ausleben können, wie sie es gerne würden."Auch hier wieder... Behauptungen, die sie leider nirgends untermauert oder in irgendeiner Weise greifbarer werden lässt. Seltener Therapie machen Männer deswegen eher kaum. Aber dazu später.
"...wird es noch immer von vielen Menschen als unmännlich angesehen, wenn Männer kein Fleisch essen, ihnen Bier nicht schmeckt oder sie gerne über ihre Gefühle sprechen."
Wenn Männer Fleisch eben männlich finden, ist das eben so. In den Augen aller Frauen (oh oh, pauschalisierend!) ist ein Mann, der reitet, Haare schneidet, schminkt oder Ballett macht, auch hundert pro schwul. Ist doch klar."
Der britische Autor Jack Urwin beschrieb dieses Phänomen in seinem Buch Boys don’t cry am Beispiel seines Vaters, der mit 51 Jahren an einem Herzinfarkt verstarb. Eine*n Arzt*Ärztin hatte Urwins Vater nicht aufgesucht und stattdessen versucht, Schmerzen und Sorgen wegzutrinken. Alles andere hätte er als unmännlich angesehen."
Jetzt kommt endlich mal ein interessanter Part...
Hier eine Kurzfassung:
"Dies liegt nach Meinung von Gündel unter anderem daran, dass die Symptome bei Männern häufig nicht dem klassischen Bild einer Depression mit Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, Grübeln und Rückzugstendenzen entsprechen. Männer zeigten daneben auch Ärger, Aggressivität, Wut, Hyperaktivität, antisoziales Verhalten und Substanzabusus. „Die psychiatrisch-psychotherapeutische Diagnostik erfasst diese depressiven Symptome häufig nicht“, ergänzt Prof. Dr. med. Anette Kersting, Leipzig, Leiterin des Fachreferats für geschlechtsspezifische Fragen der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde." - www.aerzteblatt.de
"Zum einen werden bei Problemen häufig die Männer selbst verantwortlich gemacht, während bei Frauengesundheitsproblemen eher nach den gesellschaftlichen Bedingungen gefragt wird. Hier gibt es also eine geschlechtsspezifische Schieflage, gegen die wir uns in der Männergesundheitsforschung wenden müssen. Zum Zweiten glauben die Männer selbst, aber eben auch die Ärzte, Partnerinnen, Arbeitgeber usw., dass Männer selbst dann noch Herr ihrer Lage sind, wenn sie eigentlich schon auf dem Zahnfleisch kriechen. Hier bedarf es eines gesamtgesellschaftlichen Umdenkungsprozesses, bei dem die Sicht auf die Männer auch deren schwache, vielleicht bedürftige Seite einschließt. Das wäre für eine positive Entwicklung der Männergesundheit von entscheidender Bedeutung." - www.mann-und-gesundheit.com
"Entgegen einer häufig geäußerten Meinung, Frauen würden häufiger unter psychischen Störungen leiden als Männer, sind Männer tatsächlich nicht seltener psychisch krank als Frauen. Beide Geschlechter unterscheiden sich jedoch in der Art und Häufigkeit der Störungen bzw. Erkrankungen. Männertypische Störungsbilder und Verhaltensauffälligkeiten sind beispielsweise Alkohol- und Drogenmissbrauch, Spiel- und Arbeitssucht, Burn-out sowie körperliche Beschwerden ohne organische Ursachen. Einige dieser psychischen Erkrankungen können ernsthafte, körperliche Folgen wie beispielsweise Herz-Kreislauferkrankungen und Stoffwechselstörungen verursachen, welche die Lebenserwartung im Vergleich zu Frauen reduzieren.
Männer sind eher als Frauen nach außen orientiert, sie neigen dazu, weniger zu kommunizieren und lieber zu handeln. Sie sind stärker an Ergebnissen orientiert und haben einen potenziell erschwerten Bezug zu eigenen Gefühlen und Impulsen." - www.ptk-bayern.de
"Doch nach wie vor legen Kliniker andere Maßstäbe an männliches als an weibliches Verhalten. Das zeigt eine viel zitierte Studie der Psychologin Inge Broverman aus dem Jahr 1970. Ihr Forschungsteam bat erfahrene Ärzte, Sozialarbeiter und Psychologen, einen psychisch gesunden Erwachsenen zu beschreiben. Bei einem Teil der Versuchspersonen war die Aufgabe geschlechtsneutral formuliert. Bei zwei weiteren Gruppen bezog sie sich explizit auf einen Mann oder eine Frau. Gesunde Männer wurden eher mit "typisch maskulinen" Eigenschaften charakterisiert – etwa als unabhängig, dominant und selbstbewusst. Eine psychisch gesunde Frau stellten sich die Versuchsteilnehmer hingegen als eher passiv und gefühlvoll vor. Interessanterweise führte die geschlechtsneutrale Aufgabenstellung zu den gleichen Ergebnissen wie diejenige, die sich auf Männer bezog – und unterschied sich deutlich von der Beschreibung einer weiblichen Person.
Diese Erwartungseffekte können natürlich nur einen Teil der Geschlechterunterschiede erklären. Bei der Entstehung von psychischen Störungen spielen etliche körperliche, soziale und kognitive Faktoren zusammen – wie genau, ist häufig unklar. Einerseits führen körperliche Eigenheiten dazu, dass ein Geschlecht für bestimmte Stressoren "verletzlicher" ist – wie in den erwähnten Beispielen zu Schizophrenie und Suchterkrankungen. Doch auch die soziale Umwelt ist für Frauen und Männer eine andere: Die Risiken, bestimmte leidvolle Erfahrungen zu durchleben, unterscheiden sich je nach Geschlecht deutlich.
Wer unter welchen Umständen welche Störung entwickelt, lässt sich im Einzelfall kaum vorhersagen. Zu zahlreich sind die Einflüsse, die dabei zusammenwirken. Einige davon sind geschlechtsspezifisch, andere für alle gleichermaßen relevant. Fest steht nur: (Fast) keine der psychischen Störungen ist auf ein Geschlecht beschränkt – es kann jeden treffen.
" - www.spektrum.de
"Klinische Daten zur sogenannten „Männerdepression“ belegen, dass sich Depressionen bei Männern und Frauen unterschiedlich äußern: Neben den üblichen depressiven Symptomen treten bei Männern häufiger auch Gereiztheit, Irritabilität, Aggressivität, Wut oder antisoziales Verhalten auf...
„Aus der Forschung wissen wir, dass Männer und Frauen unterschiedlich mit emotionalem Stress und Problemen umgehen. Während Frauen sich eher mit ihren Gefühlen beschäftigen und ins Grübeln verfallen, verdrängen viele Männer Probleme und greifen zur Flasche. Dies ist vermutlich eine der Ursachen für die höhere Prävalenz von Suchterkrankungen bei Männern sowie von Depressionen und Angsterkrankungen bei Frauen. Grundsätzlich ist es jedoch ein Zusammenspiel von zahlreichen biologischen und psychosozialen Einflussfaktoren, welche die geschlechtsspezifischen Unterschiede der psychischen Gesundheit von Männern und Frauen beeinflussen“, so Professor Anette Kersting weiter.
Die Auseinandersetzung mit der psychischen Gesundheit von Männern muss aus Sicht der DGPPN in der Prävention, Diagnostik und Versorgung noch stärkere Beachtung finden. „Der dritte Männergesundheitskongress der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung adressiert in diesem Zusammenhang wichtige Fragestellungen wie Substanzkonsum, Rollenidentität oder Gesundheitsfürsorge. Das Gesundheitswesen muss sich auf die spezifisch männlichen Aspekte der Psychopathologie und Psychodynamik psychischer Erkrankungen, aber auch auf die geschlechtsbedingten Prävalenzunterschiede psychischer Erkrankungen und der männlichen Besonderheiten in der diagnostischen Zuordnung einstellen." - Pressemitteilung DGPPN
"„Psychische Störungen bei Männern werden unterschätzt, unterdiagnostiziert und unterbehandelt“, erklärte Anne Maria Möller-Leimkühler von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität München. Bleiben die Erkrankungen unbehandelt, verursache dies neben gravierenden gesundheitlichen und psychosozialen Folgen enorme indirekte Kosten, die die Behandlungskosten bei weitem übersteigen.
Sie begründen dies mit der rasanten Entwicklung der Selbstmordrate, die bei Männern zwischen 2009 und 2011 um neun Prozent gestiegen sei. Dies zeige, wie stark seelische Erkrankungen von Männern in der Gesellschaft tabuisiert und stigmatisiert würden.
Als Konsequenz forderte Möller-Leimkühler unter anderem eine verbesserte Diagnostik sowie Informations- und Entstigmatisierungskampagnen, die speziell auf Männer zugeschnitten sind." - www.welt.de
"Trotzdem wurde auch wiederholt angemerkt, dass Männer in einem patriachalen und von sexistischen Strukturen geprägten System ihre Machtposition nutzen müssten, um die Veränderung festgefahrener und überholter Geschlechterrollen zu verändern – unabhänging davon ob diese sich auf Männer oder Frauen beziehen."
Verlinkt wurde ein ZETT-Artikel, in dem Feminist(inn)en aufgefordert werden, sich stärker für Männer einzusetzen. Nun, verehrte Autorin... sie setzen sich gar nicht ein. Also mir ist nichts dergleichen bekannt, auch nach ausgiebiger Recherche. Der heutige Feminismus ist voll von konstruierten, wirren Zusammenhängen, Unwahrheiten und sogar sexistischen Äußerungen. Zu viele Widersprüche, als dass der Feminismus in der breiten Masse Anklang findet.
Das Patriarchat, das auch hier wieder zum millionsten Mal zitiert wurde, konnte auch hier nicht deutlich erläutert werden. Mittlerweile müsste auch der Autorin, wenn sie nicht unaufmerksam ist, nicht entgangen sein, dass sich schon seit einer ganzen Weile ein Umschwung bemerkbar gemacht hat. Veränderungen brauchen immer Zeit. Beschleunigen lässt sich sowas sicher nicht mit dem selben Müll, der Männer pauschalisiert abstempelt (siehe Stigmatisierung), den sich Feminist(inn)en bei anderen Aktivist(inn)en abkucken und gebetsmühlenartig wieder herunterpredigen.
Well done!
Und, ach so... die Lösung für das Problem hat sie natürlich leider nicht mit uns geteilt, sondern - wie gewohnt - nur das vermeintliche Problem adressiert.